Schlaf gut

Wieder blickt sie auf die Uhr, nur um festzustellen, dass erst 10 Minuten verstrichen sind.

Sie steht auf um auf die Toilette zu gehen. Sie schwitzt und schaut verzweifelt in den Spiegel. Was sie da sieht gefällt ihr nicht. Zerknittert und zermürbt schaut ihr ein Gesicht entgegen.
Sie geht wieder ins Bett.
Erst in der Früh, kurz vorm Aufstehen fällt sie in einen leichten Schlaf und als der Wecker sie aus dem lang ersehnten Träumeland reißt, erschrickt sie.
Wieder mal nichts geschlafen, denkt sie.
Was soll das für ein Tag werden?

So wie es Brigitta (Name und Person natürlich nur angenommen) geht es vielen.

Oft führe ich Gespräche in der Praxis, wo wir genau eruieren, wie viel Schlaf und Wachphasen es im Alltag gibt. Manchmal gibt es dann auch Überraschungen. Z.B. wenn am Tag geschlafen wird und wir die Stunden zusammenzählen. Neulich sind wir in einer Einheit mal auf durchschnittlich 12 Stunden gekommen. Ui!

Oder es gibt tatsächlich einen groben Schlafmangel. Das kann natürlich Konsequenzen nach sich ziehen die bis zu schweren Krankheitsverläufen führen können.

Brigitta kommt in die Praxis mit dem Wunsch wieder schlafen zu können.
Sie berichtet von Sorgen um ihre Beziehung und Mobbing am Arbeitsplatz.
Auf meine Ansage, dass ich bei dieser Problematik wahrscheinlich auch nicht schlafen könnte, wirkt sie überrascht.

Oft empfinden wir Symptome ( und Schlafmangel ist Eines) als völlig absurd, monströs und unbrauchbar.
Wenn wir aber genau hinschauen, fällt uns auf, dass sie manchmal ganz NORMAL sind.

Wenn unsere Beziehung gerade am Auseinanderbrechen ist, dann kann man halt auch nicht schlafen. Wenn wir unglücklich in unserem Job sind, machen wir uns Gedanken.
Z.B. bin ich richtig? Oder hat der Kollege/In recht wenn er dies und jenes behauptet? Was sagt Chef/in?
Klar, wenn wir dann nachts im Bett liegen und uns herumwälzen.

So etwas ist belastend und wenn wir zum Grübeln anfangen zeigt das nur, dass wir Gefühle haben und nicht unsensibel herumlaufen wie ein Metzgerhund. (Sorry)

Brigitta war sehr dankbar zu erkennen, dass in diesem Fall Schlaflosigkeit wenigstens nichts unnatürliches ist.

Die Frage war und ist immer, über welchen Zeitraum wir reden.

Mehrere Wochen oder Monate kann, wie oben erwähnt dramatisch sein und bedarf dringend die Konsultierung eines Arztes, der dann mal ein Mittelchen verschreiben kann.

Wir wollen es aber erst mal mit den Worten von Hildegard von Bingen versuchen:

„Heile zuerst mit dem Wort

dann mit der Arznei

und erst dann mit dem Messer“

Brigitta lernte in der Therapie sich zu entspannen. Atemübungen und Affirmationen waren ein Anfang.
Wir erarbeiteten einen Plan für regelmäßige Bewegung.

Der Erfolg war nach kurzer Zeit sichtbar, sie verlor an Gewicht und gewann Lebensfreude.

Was Brigitta besonders half war ihr neues Abendritual. Das bestand aus einer kleinen langsamen Runde um den Block. Egal welches Wetter es war.

Mein Lieblingsspruch: „Das Wetter ist nie schlecht, nur die Kleidung.

Dann gabs einen Gute-Nacht-Tee aus der Apotheke oder von YOGITEA. Die Frage nach einem Schlückchen Rotwein musste geklärt werden, denn Brigitta mochte keinen Alkohol. Ansonsten kann hier auch ein kleines Gläschen helfen, ABER ACHTUNG: „Die Dosis macht das Gift“, sagt Paracelsus.

Also ein WeinCHEN, oder ein BierCHEN, nicht das KistCHEN!

Dazu eine wunderschöne Musik die speziell zum Einschlafen war (YouTube bietet hier wunderbare Sachen an), kombiniert mit den erlernten Atemübungen aus unseren Einheiten.

Was die liebe Brigitta nicht mehr tat, war ins Handy zu schauen, fernzusehen oder irgendetwas Aufregendes zu tun.

Ach ja, und es gab immer noch einen guten Duft oder manchmal ein Entspannungsbad.

Es half!

Natürlich arbeiteten wir gleichzeitig noch an ihren anderen Thematiken und fanden erstaunliche Lösungen. Heute arbeitet Brigitta in einer anderen Arbeitsstelle mit netten Kollegen und Arbeitszeiten die gut für sie passen, hat sich von ihrem lieblosen Partner getrennt und siehe da, ist einer neuen Liebe begegnet.

Klingt gerade wie im Märchen. Schön!
Dazu muss gesagt werden, dass dieser Prozess mehrere Jahre gebraucht hat. Und ja, es gab auch Tränen und Momente der Verzweiflung.

Also, Schlaflosigkeit kann viele Ursachen haben. Manchmal hilft es, sie zu finden und manchmal braucht es einfach nur neue Strategien. Lasst es uns herausfinden und ändern.

„Es sind die Berge die wir erklommen haben, die uns zu einem anderen machen.U. Kaufmann

Schlaft gut, ihr Lieben!